05.06.2013

Treffen der professionellen "Erinnerer" im Kloster Ebstorf

"Archiv und Bibliothek in den Lüneburger Klöstern": Wissenschaftliches Kolloquium tagte vom 20. bis 23. März 2013

1 Reihe von li.: H. Lähnemann, H. Nickel, C. Dauven-van Knippenberg, H.-W. Stork, H. Röckelein, S. Tomala, Ch. van den Heuvel, W. Brandis, K. Meierhoff; 2.Reihe von li.: K. Talkner, U. Hascher-Burger, C. Dobrinski, Äbtissin E. Krüger, E. Meyer
Foto: Manfred Schmidt

Wie hieß der Nonnen-Bestseller des Mittelalters? Wie viele Musikdokumente finden sich in den Klöstern Wienhausen, Medingen, Lüne, Ebstorf, Isenhagen und Walsrode? Warum waren die Bücher in Frauenklöstern meistens in der Nähe der Nonnenempore erreichbar? Antworten auf diese und zahlreiche weitere Fragen gaben 15 Expertinnen und Experten rund um das Thema "Archiv und Bibliothek in den Lüneburger Klöstern" während des 10. wissenschaftlichen Kolloquiums im Kloster Ebstorf. Organisiert hatten die Veranstaltung Wolfgang Brandis, Archivar der Lüneburger Klöster im Kloster Wienhausen, und Dr. Hans-Walter Stork, Handschriftenbibliothekar der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.

Im Mittelpunkt des vom 20. bis 23. März 2013 stattfindenden Kolloquiums standen mittelalterliche Handschriften und Druckerzeugnisse, Urkunden und Akten sowie deren Aufbewahrung und Nutzung: "All diese Schriftstücke aus den Lüneburger Klöstern bilden die Grundlage zur Erforschung des klösterlichen Lebens", unterstrich Klosterkammer-Archivar Wolfgang Brandis. In seinem Vortrag stellte er die Entwicklung der Kloster-Archive von den Anfängen bis heute dar.

Dr. Holger Nickel aus Berlin, erläuterte unter anderem, wie die Bewohnerinnen der Nonnenklöster, die in losen Lagen aus dem Handel kommenden Bücher zum eigenen Gebrauch mit Näharbeit zu benutzbaren Bänden machten. Dr. Katharina Talkner von der Bayerischen Staatsbibliothek München zeigte in ihrem Vortrag, dass das Liedersammeln im 17. und 18. Jahrhundert in allen sechs Heideklöstern stattgefunden hat - allerdings in unterschiedlichem Verwendungszusammenhang: Während die Ebstorfer Liedersammlungen mit großer Wahrscheinlichkeit vornehmlich der einsamen Andacht einzelner Klosterjungfern dienten, fand das Lüner Liederbuch nachweislich in den Chorstunden Verwendung.

Gefragt war auch der Blick über den Tellerrand der Heideklöster hinaus. Deshalb widmeten sich die Themen nicht nur den Lüneburger Klöstern: Thematisiert wurden beispielsweise auch Klöster und Überlieferungszusammenhänge aus dem Rheingau und Westfalen: Prof. Dr. Hermann-Josef Schmalor, Direktor der Erzbischöflichen Akademische Bibliothek Paderborn, sprach über die Bibliotheken der westfälischen Zisterzienserklöster: Hardehausen, Marienfeld, Bredelar. Für alle drei im 12. Jahrhundert gegründeten Klöster ist gleich zu Beginn ihrer Existenz bibliothekarisches Leben nachweisbar.

Ein ausführlicher Tagungsbericht mit Nennung aller Referenten sowie deren Themen ist unter www.kloster-wienhausen.de unter "Aktuelles/Aus dem Archiv" oder unter www.kloster-ebstorf.de unter "Veranstaltungen/Tagungsbericht" abrufbar. Ein Tagungsband mit allen Beiträgen soll im Jahr 2014 erscheinen.