29.07.2013

"Wer ein Herz hat, der kann gerettet werden"

Anselm Grün sprach in der Klosterkirche Mariensee über Lebenskunst

Pater Anselm Grün und Bärbel Görcke, Äbtissin im Kloster Mariensee.
Foto: Klosterkammer/Kristina Weidelhofer

Inhaltlicher Höhepunkt des Marienseer Themenjahres "Heilende Gemeinschaft" bildete der Vortrag des aus der Abtei Münsterschwarzach kommenden Benediktinerpaters und Autors Anselm Grün am 25. Juli 2013. "Seit fast 30 Jahren bin ich der Abtei Münsterschwarzach verbunden. Seitdem begleiten mich auch vor allem die frühen Schriften von Pater Anselm zum benediktinischen Ordensleben", sagte Äbtissin Bärbel Görcke.

"Lebenskunst" - so lautet der Titel des Vortrags. 250 Menschen haben sich in der Klosterkirche in Mariensee eingefunden, um ihm zu lauschen: Anselm Grün. Freundlich lächelnd, den Blick nach vorn gerichtet, betritt der Benediktinerpater die 800 Jahre alte Backsteinkirche. Zunächst setzt er sich in eine der vorderen Bankreihen, um inne zu halten. Er schließt die Augen, sammelt sich, lauscht der Begrüßung, die Äbtissin Bärbel Görcke ihm und ihren Gästen zukommen lässt: Ihre Freude darüber, dass der Pater sich außerhalb seines üblichen Vortragsradius auf den Weg gemacht hat, ist groß. "Unser Kloster wurde gegründet, als die Kirche noch nicht geteilt war. Darum sehen wir uns gleichsam als ,natürliche Orte der Ökumene'- vor allem dann, wenn es um Themen geht, die uns verbinden und bei denen wir Antworten in der klösterlichen Tradition finden können", so die Äbtissin. Dieser Abend sei der inhaltliche Höhepunkt des Marienseer Veranstaltungsjahres, das Thema: Die Heilung durch ein menschliches Miteinander und die Kraft des Wortes.

Wenige Minuten später ist es so weit: schwarze Kutte, grau-weißer Bart, braune, gütig blickende Augen. Anselm Grün erhebt die Stimme und eröffnet den Abend mit den Gedanken Platons: Jeder Mensch will glücklich werden und die Philosophie sei ein Werkzeug hierfür. Er nimmt seine Zuhörer mit in die Welt der griechischen Mythen und zu Gleichnissen aus der Bibel. Barmherzigkeit, Mitleid und Erbarmen kommen zur Sprache und das Wort "Lebenskunst" auf den Prüfstand. Anselm Grün erläutert, dass Leben eine Kunst ist und dass jeder diese lernen kann. Dazu gehöre auch, dass die Menschen, die Bilder, die sie von sich selbst haben, überprüfen: Oft stimmten diese nicht mit dem überein, was sie wirklich ausmachen. Es gehe darum, sich selbst anzunehmen in seiner Widersprüchlichkeit - und nicht zu hart zu sich selbst zu sein. Er sagt: "Die christliche Tradition hilft, das Leben so zu regeln, dass es gelingt.

Zur Veranschaulichung zitiert Anselm Grün große Denker verschiedener Epochen und Fachrichtungen - Max Horkheimer, Carl Gustav Jung und Hildegard von Bingen sind auch dabei. Er schließt den Vortrag mit einem gemeinsamen alten kirchlichen Abendgebet - und mit einer guten Nachricht für alle: "Wer ein Herz hat, der kann gerettet werden."