07.06.2017

Barocke Heiliggrab-Kulisse aufgebaut

Vorbereitung auf Feier zu 300-jährigem Jubiläum der Stiftskirche Grauhof

Aufbau der Heiliggrab-Kulisse: Die Klosterkammer-Restauratoren David Mühlenhaupt und Max von Boeselager gemeinsam mit Holzbauer Florian Krooß aus Hildesheim und seinem Mitarbeiter Jonathan Ottinger (von links)
Foto: Klosterkammer

Die in Norddeutschland einzigartige Heiliggrab-Kulisse ist als besonderer Schmuck der Stiftskirche St. Georg in Grauhof zum Jubiläumsgottesdienst am 11. Juni 2017 nun wieder aufgebaut. Das Kunstwerk war lange in Vergessenheit geraten, bis es 2005 zufällig wieder zu Tage trat.

Der von innen kunstvoll bemalte Aufbau wirkt wie eine Theaterkulisse. In der Mitte ist auf einem Gemälde der Leichnam Christi dargestellt, darüber wölben sich Säulen, bekrönt von vier Engeln. „Die Kulisse aus dem Jahr 1735 von dem Künstler Johann Andreas Schubert zeigt die Passion Christi. Im Barock dienten solche Werke als Vermittlung der Ostergeschichte für die Gottesdienst-Besucher in der Karwoche und an den Ostertagen“, erläutert David Mühlenhaupt, Restaurator der Klosterkammer Hannover. Ein Kaplan hatte das knapp fünf Meter hohe und viereinhalb Meter breite hölzerne Kunstwerk 2005 zufällig im Turm der Kirche gefunden. Es war in seine Einzelteile zerlegt und in einem schlechten Zustand. In mehreren wissenschaftlichen Arbeiten 2006 und 2007 befassten sich der damals angehende Holz-Restaurator David Mühlenhaupt und seine Kommilitonin Dana Jonitz als Spezialistin für Gemälde damit, wie man die Einzelteile konservieren, statisch ertüchtigen und wieder aufbauen kann. Das in Norddeutschland in seiner Konstruktion einzigartige Werk wurde konserviert und zunächst wieder eingelagert.

Der hölzerne, mehrere Meter hohe Aufbau, der Heiliggrab-Kulisse in der Stiftskirche Grauhof.

Die fertig aufgebaute Kulisse mit der zentralen Jesu-Darstellung.
Foto: Klosterkammer/David Mühlenhaupt

Für den Gottesdienst zum Jubiläum der Stiftskirche St. Georg am 11. Juni 2017 haben die Restauratoren der Klosterkammer das außergewöhnliche Kunstwerk auf Wunsch der Gemeinde nun wieder aufgebaut. „Vier Personen benötigen etwa einen Tag, um den Aufbau entsprechend substanzschonend zu bewerkstelligen“, erläutert David Mühlenhaupt. Ein Jahr lang ist der hölzerne Aufbau aus dem 18. Jahrhundert in der Kirche zu sehen. So kommt das Werk zum Osterfest 2018 wieder in seiner ursprünglichen Funktion während der Liturgie zum Einsatz.

Die Geschichte des Klosters Grauhof, zu dem die Stiftskirche St. Georg gehört, geht weiter zurück als 300 Jahre. Das heutige Klostergut Grauhof war ursprünglich der Wirtschaftshof des Augustiner-Chorherrenstiftes auf dem Georgenberg, das bereits seit dem Mittelalter existierte. In den Wirren der Reformationszeit zerstörten Goslarer Bürger dieses ursprüngliche Kloster. Die heute in Grauhof erhaltenen Kirchen- und Klostergebäude stammen aus der Zeit zwischen 1701 und 1717. Einen besonderen Stellenwert hat die reich verzierte, einschiffige Saalkirche St. Georg auch wegen der gut erhaltenen Treutmann-Orgel. Das barocke Instrument ist bei Experten und Liebhabern international bekannt.

Der Gebäudekomplex des ehemaligen Klosters Grauhof bei Goslar in barockem Stil, im Hintergrund ragt ein Kirchturm hervor.

Das Kloster Grauhof mit ehemaligem Konventsgebäude und Stiftskirche.
Foto: Klosterkammer/Dr. Jens Reiche

„Die Stiftskirche St. Georg in Grauhof ist eine von 43 Kirchen, Domen und Kapellen in Niedersachsen, die die Klosterkammer unterhält. Sie ist Teil einer Klosteranlage, zu der das ehemalige Konventsgebäude sowie ein Klostergut gehören“, sagt Rita Hoheisel, Leiterin der Abteilung für Bau- und Kunstpflege der Klosterkammer. Die Klosterkammer erhält rund 800 Gebäude, viele davon sind Baudenkmale, und rund 12.000 Kunstgegenstände. Rund sechs Millionen Euro stehen dafür pro Jahr zur Verfügung. (lah)