30.06.2017

Computertomographie soll Alter enträtseln

Eichenholz-Skulptur aus dem Stift Fischbeck durchleuchtet

Christiane Adolf und David Mühlenhaupt bereiten den Transport der Helmburgis vor. Foto: Harald Koch

Im kommenden Jahr feiert die Klosterkammer Hannover ihr 200-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums wird das Landesmuseum Hannover vom 20. April bis zum 12. August 2018 eine Ausstellung mit dem Titel "Schatzhüterin" zeigen. Zu dem weltweit einmaligen Erbe niedersächsischer Frauenklöster und Stifte gehört auch eine Serie von Stifterfiguren, die wahrscheinlich alle etwa zur gleichen Zeit entstanden sind. Hierzu zählt die "Helmburgis", eine 1,56 Meter große, um 1300 nach Christus entstandene, farbig gefasste Holzskulptur aus dem Chorraum der Stiftskirche Fischbeck.

"Vermutlich stellt sie die Gründerin des Stiftes Fischbeck dar, das im Jahr 955 nach Christus gegründet wurde", sagt Dr. Jens Reiche, Kurator der Ausstellung, die insgesamt mehr als 170 Exponate, hauptsächlich aus den Klöstern und Stiften im Verwaltungsbereich der Klosterkammer, umfassen wird. "Es war bei der Abholung der ,Helmburgis' sehr berührend für alle Stiftsdamen, das Gesicht der Stifterin aus der Nähe betrachten zu können. Es erscheint sehr lebendig, anmutig und von stiller Heiterkeit erfüllt", betont Katrin Woitack, Äbtissin im Stift Fischbeck.

Anlässlich des Jubiläums soll diese Holzskulptur, die sich mittlerweile in der hauseigenen Restaurierungswerkstatt der Klosterkammer befindet, konserviert werden. Vorab wurde sie heute mithilfe einer Computertomographie (CT) in einer radiologischen Praxis im Zentrum Hannovers untersucht, um anhand einer Jahrringanalyse das genaue Alter zu bestimmen. "Mit dieser Methode hoffen wir, die kunsthistorische Einordnung um 1300 bestätigen zu können", so Restauratorin Christiane Adolf. "Mithilfe der Computertomographie lässt sich - ohne die Figur zu beschädigen - ein virtueller Schnitt der Holzstruktur erstellen", erläutert der hannoversche Radiologe Dr. Marc Ewig. Diese wird für eine daran anschließende, dendrochronologische Untersuchung benötigt. Die Dendrochronolgie ist eine Datierungsmethode, bei der die Jahresringe von Bäumen anhand ihrer unterschiedlichen Breite einer bestimmten, bekannten Wachstumszeit zugeordnet werden und das Alter des Holzes, beziehungsweise das frühestmögliche Fälldatum des Baumes bestimmt werden kann. Ein Vergleich erfolgt mit Standardwerten aus Jahrringstabellen. Die Auswertung der CT-Bilder übernimmt der Dendrochronologe Prof. Dr. Peter Klein, Zentrum Holzwirtschaft der Universität Hamburg, anerkannter Experte in der Untersuchung von Tafelbildern und Kunstwerken aus Holz, und weltweit für Museen tätig. Das Ergebnis wird in etwa einem Monat vorliegen. "Eine genaue Datierung wäre ein wertvoller Puzzlestein in der Geschichte der Klöster und Stifte", unterstreicht Dr. Jens Reiche. (ina)