Erhalt & Pflege
Damit Schäden gar nicht erst entstehen: Eine wichtige Aufgabe der Abteilung für Bau- & Kunstpflege ist die Bauunterhaltung. Mit kontinuierlicher Pflege der Bausubstanz überdauern Denkmale Jahrhunderte. Es folgt eine Übersicht aktueller Projekte.
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Über das neue Treppenhaus samt Aufzug sind nun alle Geschosse des Konventflügels und auch des Abteiflügels mit den dortigen repräsentativen Räumen barrierefrei erreichbar. Foto: Micha Neugebauer
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Blick aus dem Flur ins neue Treppenhaus und weiter in den Abteiflügel. Foto: Micha Neugebauer
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Die eingestellten Kuben in Leichtbauweise erhöhen die Nutzbarkeit des Klostergebäudes. Foto: Micha Neugebauer
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Ein geschickt geplantes Miteinander von Alt und Neu ermöglicht den Erhalt bauzeitlicher Ausstattung und die Erfüllung baurechtlicher Anforderungen. Foto: Micha Neugebauer
Instandsetzung des Konventflügels der Klosteranlage Lamspringe für eine nachhaltige Nutzung
Zeitraum: 2019-2023
Kosten: rund 2,9 Millionen Euro
Zuständige der Klosterkammer: Für Entwurf und Bauleitung waren aus der Abteilung Bau- und Kunstpflege Christina Lippert, Katja Hennig, Tobias Lecher und Johannes Mädebach verantwortlich.
Weiterhin beteiligt waren:
Tragwerksplanung: IB Götz & Ilsemann, Hildesheim
Fachplanung Versorgungstechnik: IB Lübbe + Spiess, Hannover
Fachplanung Elektrotechnik: ap elektroanlagen Planung GmbH, Hannover
In den Jahren um 1730 bis 1740 wurde auf dem Gelände des Klosters Lamspringe ein Wohntrakt für Benediktiner errichtet. Mit Auflösung des Klosters 1803 verlor der Bau seine ursprüngliche Funktion. Im Inneren folgten Umstrukturierungen teils für Wohnungen, teils für Amtsräume.
Die Klosterkammer Hannover steht vor der Aufgabe, die barocke Klosteranlage denkmalgerecht zu erhalten und zeitgemäße Nutzungen zu ermöglichen. In jüngster Zeit wurde der östliche Teil des Konventflügels instandgesetzt. Das Innere wurde für eine Nutzung durch die Gemeindeverwaltung Lamspringe umgebaut. Dieser Funktion kam die im 18. Jahrhundert angelegte modulare Struktur der Räume und Fassaden entgegen. Jüngere Trennwände wurden rückgebaut, um die ursprüngliche Raumfolge wieder freizulegen. Vor allem die weiten Flure des Klosters sind nun wieder erlebbar. Eingestellte Kuben in Leichtbauweise ermöglichen hier eine Büronutzung, die jederzeit reversibel ist. Ein neuer Zugang, Aufzug und Treppenhaus erschließen alle Geschoßebenen barrierefrei.
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Blick auf den Haupteingang der Klosterkirche Marienwerder. Foto: Micha Neugebauer
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Besser sichtbar nach der Sanierung: die ablesbaren historischen Strukturen auf der nördlichen Querhausfassade. Foto: Micha Neugebauer
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Detailaufnahme der Anbindung des Blitzschutzes. Foto: Micha Neugebauer
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Diese fotogrammetrische Aufnahme, zusammengesetzt aus einzelnen Fotos, dokumentiert den Zustand der Fassade ohne Putz und hilft, diesen bauhistorisch zu bewerten. Grafik: Formwerk3D
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Die Ostansicht gewährt den Blick auf Chor und Apsis. Foto: Micha Neugebauer
Fassadensanierung der Klosterkirche Marienwerder
Zeitraum: 2022
Kosten: rund 242.000 Euro
Umfang: Instandsetzung der Fassaden mit einer Erneuerung des Putzes samt Anstrich
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernent Dr. Tim Wameling, Bauleitung Claudia Bartels, Restaurator Johannes Mädebach, Abteilung Bau- und Kunstpflege
Die um 1200 im romanischen Stil als dreischiffige Basilika errichtete Klosterkirche ist der älteste stehende Kirchenbau Hannovers. Sie wird vom Konvent des Klosters und von der Kirchengemeinde Marienwerder genutzt.
Die Fassade der Klosterkirche wies altersbedingte Schäden auf. Die letzte umfassende Fassadensanierung wurde in den frühen 1970er-Jahren ausgeführt. Aufgrund der hohen Schädigung des vorhandenen Putzes musste dieser vollflächig abgenommen werden. Die unverputzte Fassade bot die Chance, die nun sichtbaren Spuren im Mauerwerk dank fotogrammetrischer Aufnahmen zu dokumentieren und bauhistorisch zu bewerten. Die Erkenntnisse wurden in das Gestaltungskonzept einbezogen.
Das Schadensbild zeigte vereinzelt größere Mauerwerksbereiche und Einzelsteine, die aufgrund von Zweitverwendung und Brandschäden nicht mehr tragfähig waren – sie mussten ersetzt und mittels aufwendiger Abfangmaßnahmen erneuert werden. Die baukonstruktiv unzureichende Befestigung der Ortgangabdeckungen und Konsolensteine aus Sandstein erforderten eine Lagesicherung durch Verankerung der großformatigen Platten mittels Edelstahlanker. Ebenso mussten einige Traufgesimssteine ersetzt und durch Verankerungen vor Herabfallen gesichert werden.
Abschließend wurden sämtliche Fensterrahmen malermäßig überarbeitet, die Klosterkirche mit einem dünn aufgetragenen Kalkputz neu verputzt und mit einer leicht abgetönten Kalkfarbe gestrichen.
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Bohrarbeiten während der Ausführungsphase in der Stiftskirche. Foto: Micha Neugebauer
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Ungewohnte Blickwinkel vom Gerüst während der Bauphase auf den Hauptaltar. Foto: Micha Neugebauer
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Neues Lichtkonzept im Mittelschiff nach der Sanierung der Stiftskirche. Foto: Oliver Gruba, Klosterkammer
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Blick auf Altar und Kanzel nach der Instandsetzung. Foto: Ulrich Loeper
Instandsetzung des Innenraums der Stiftskirche Wunstorf
Zeitraum: 2020-2021
Kosten: rund 1,8 Millionen Euro
Umfang: Instandsetzung des Innenraums inklusive umfangreicher Voruntersuchungen und eine statische Sicherung des Vierungsgewölbes
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernent Dr. Tim Wameling, Bauleitung Oliver Gruba, Abteilung Bau- und Kunstpflege
Die Kirche des im Jahr 871 erstmals erwähnten Damenstiftes Wunstorf konnte 2021 auf ein 1150-jähriges Bestehen zurückblicken. Der heutige Bau ist im Wesentlichen eine Gewölbebasilika des 12. Jahrhunderts. Die letzte Instandsetzung des Innenraums wurde in den Jahren 1967 bis 1968 vorgenommen; dabei wurde die Warmluftheizung eingebaut und auch ein neuer Vierungsaltar geschaffen. Nach mehr als 50 Jahren war es an der Zeit, den Innenraum der Stiftskirche zum Jubiläum 2021 erneut zu sanieren.
Insbesondere bedurften die stark verschmutzten Oberflächen der Wände und der Kunstwerke einer Bearbeitung. Die Heizung und die gesamte Elektrik mussten erneuert werden. Die Finanzierung erfolgte hauptsächlich aus Mitteln des Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds, während die Stiftskirchengemeinde in die Beleuchtung und in die akustische Anlage investierte.
Ein 3D-Scanner erfasste zunächst das Gebäude und generierte daraus Pläne und ein virtuelles 3D-Modell, das eine Art „Röntgenblick“ durch das Gebäude ermöglichte. Einen Schwerpunkt bildeten die Untersuchungen zum Zustand und zur Farbigkeit der Wände und Gewölbe. Anschließend wurden Musterflächen für das künftige Erscheinungsbild angelegt. Eine aufwendige statische Sicherung des Vierungsgewölbes, um die das Projekt erweitert werden musste, führte zu einer Verlängerung der Bauzeit. Ab Weihnachten 2021 konnte die Stiftskirche wieder genutzt werden.
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Das Gutshaus (links) in Burgsittensen wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. Foto: Harald Koch
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Christina Lippert vor Ort im Gespräch mit Dr. Clemens Heidger, um Eckpunkte für die notwendige Graftentschlammung im nördlichen Graftarm zu besprechen. Foto: Harald Koch
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Die Spiegelung der Landschaft in den Graften ist nun wieder erlebbar. Foto: Harald Koch
Parkpflege auf dem Klostergut Burgsittensen
Zeitraum: 2021
Kosten: rund 70.000 Euro
Umfang: Maßnahme zur Parkpflege
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernentin Christina Lippert, Abteilung Bau- und Kunstpflege
Das Gut Burgsittensen, 1880 vom Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds erworben, erhielt im Spätbarock seine heutige Form mit Graft und Lindenallee als Hauptachse. Im 19. Jahrhunderts mustergültig mit Herrenhaus, Landschafts- und Obstgarten ausgebaut, ist es ein Denkmal der Garten-, Bau- und Wirtschaftsgeschichte, das weiterhin landwirtschaftlich genutzt wird. Die Parkpflegemaßnahme im Jahr 2021 stellte entlang der Graften das Gefüge des Gartendenkmals wieder her. Neben den wertvollen Gehölzstrukturen sind nun wichtige landschaftsplanerische Elemente wie etwa Spiegelungen von Landschaft und Gebäuden in den Wasserflächen der Graft wieder erlebbar.

Fensterreparatur im Kloster Walsrode
Zeitraum: 2021
Kosten: rund 40.000 Euro
Umfang: Reparatur der kirchseitigen Fenster des Langen Hauses
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernentin Christina Lippert, Bauleitung Christian Grießner, Abteilung Bau- und Kunstpflege
Nicht grundlos gilt die Reparatur als Schlüssel zum Erhalt historischer Bausubstanz. Für das Kloster Walsrode wird seit geraumer Zeit hinsichtlich des gesamten Fensterbestandes das Konzept verfolgt, die Substanz an Gefüge und Verglasung größtmöglich zu belassen und zu reparieren. Dort, wo wärmetechnische Verbesserungen angezeigt sind, wird im Innenbereich ein zweites Fenster angeordnet und so ein Kastenfenster ausgebildet.
Im jüngsten Abschnitt haben Tischler die kirchseitigen Fenster des Langen Hauses – die teils aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen – repariert. Die Bänder und Beschläge wurden überarbeitet und die Rahmen schließlich beidseitig mit einem Neuanstrich versehen.
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Die Südscheune des Stiftes Fischbeck nach der Sanierung in neuem Glanz. Foto: Micha Neugebauer
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Blick durch die zwei geöffneten Tore der Südscheune nach der Sanierung. Foto: Micha Neugebauer
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Arbeiten während der Sanierung der Südscheune. Foto: Dr. Tim Wameling, Klosterkammer
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Blick von außen während der Sanierung der Südscheune. Foto: Dr. Tim Wameling, Klosterkammer
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Für die Nutzung als Veranstaltungsraum wurde eine Toilette in die historische Struktur eingefügt. Foto: Micha Neugebauer
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Die historische Struktur in Verbindung mit zeitgemäßen Elementen. Foto: Micha Neugebauer
Sanierung der Südscheune des Stiftes Fischbeck
Zeitraum: 2019/2020
Kosten: rund 467.000 Euro
Umfang: Grundinstandsetzung des Gebäudes sowie Arbeiten zur Umnutzung als Veranstaltungsstätte
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernent Dr. Tim Wameling, Bauleiter Reiner Dittmann, Abteilung Bau- und Kunstpflege
Ausgangspunkt war die baufällige barocke Südscheune auf dem Gelände des Stiftes Fischbeck, deren Fassaden teilweise nur noch vom Efeu gehalten wurden und deren Dach einsturzgefährdet war. Durchgeführt wurde eine Grundinstandsetzung, weil das Gebäude für einen Rückbau zu wertvoll erschien. Künftig wird es als Unterstand, Depot sowie gelegentliche Veranstaltungsstätte dienen. Die Südscheune hat zwei Tore, ein originales von 1730 und eines von der alten, nicht mehr existierenden Zehntscheune, aus dem Jahr 1756. Fazit: Mit Enthusiasmus und Liebe zum Detail, einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Bauleitung, Tragwerksplaner, ausführenden Unternehmen und Bauherrin, kann selbst einem so maroden Bauwerk zu neuem Glanz verholfen werden.