Erhalt & Pflege

Damit Schäden gar nicht erst entstehen: Eine wichtige Aufgabe der Abteilung für Bau- & Kunstpflege ist die Bauunterhaltung. Mit kontinuierlicher Pflege der Bausubstanz überdauern Denkmale Jahrhunderte. Es folgt eine Übersicht aktueller Projekte.

Fassadensanierung der Klosterkirche Marienwerder

Zeitraum: 2022
Kosten: rund 242.000 Euro
Umfang: Instandsetzung der Fassaden mit einer Erneuerung des Putzes samt Anstrich 
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernent Dr. Tim Wameling, Bauleitung Claudia Bartels, Restaurator Johannes Mädebach, Abteilung Bau- und Kunstpflege

Die um 1200 im romanischen Stil als dreischiffige Basilika errichtete Klosterkirche ist der älteste stehende Kirchenbau Hannovers. Sie wird vom Konvent des Klosters und von der Kirchengemeinde Marienwerder genutzt.

Die Fassade der Klosterkirche wies altersbedingte Schäden auf. Die letzte umfassende Fassadensanierung wurde in den frühen 1970er-Jahren ausgeführt. Aufgrund der hohen Schädigung des vorhandenen Putzes musste dieser vollflächig abgenommen werden. Die unverputzte Fassade bot die Chance, die nun sichtbaren Spuren im Mauerwerk dank fotogrammetrischer Aufnahmen zu dokumentieren und bauhistorisch zu bewerten. Die Erkenntnisse wurden in das Gestaltungskonzept einbezogen.

Das Schadensbild zeigte vereinzelt größere Mauerwerksbereiche und Einzelsteine, die aufgrund von Zweitverwendung und Brandschäden nicht mehr tragfähig waren – sie mussten ersetzt und mittels aufwendiger Abfangmaßnahmen erneuert werden. Die baukonstruktiv unzureichende Befestigung der Ortgangabdeckungen und Konsolensteine aus Sandstein erforderten eine Lagesicherung durch Verankerung der großformatigen Platten mittels Edelstahlanker. Ebenso mussten einige Traufgesimssteine ersetzt und durch Verankerungen vor Herabfallen gesichert werden.

Abschließend wurden sämtliche Fensterrahmen malermäßig überarbeitet, die Klosterkirche mit einem dünn aufgetragenen Kalkputz neu verputzt und mit einer leicht abgetönten Kalkfarbe gestrichen.


Instandsetzung des Innenraums der Stiftskirche Wunstorf

Zeitraum: 2020-2021
Kosten: rund 1,8 Millionen Euro
Umfang: Instandsetzung des Innenraums inklusive umfangreicher Voruntersuchungen und eine statische Sicherung des Vierungsgewölbes
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernent Dr. Tim Wameling, Bauleitung Oliver Gruba, Abteilung Bau- und Kunstpflege

Die Kirche des im Jahr 871 erstmals erwähnten Damenstiftes Wunstorf konnte 2021 auf ein 1150-jähriges Bestehen zurückblicken. Der heutige Bau ist im Wesentlichen eine Gewölbebasilika des 12. Jahrhunderts. Die letzte Instandsetzung des Innenraums wurde in den Jahren 1967 bis 1968 vorgenommen; dabei wurde die Warmluftheizung eingebaut und auch ein neuer Vierungsaltar geschaffen. Nach mehr als 50 Jahren war es an der Zeit, den Innenraum der Stiftskirche zum Jubiläum 2021 erneut zu sanieren.

Insbesondere bedurften die stark verschmutzten Oberflächen der Wände und der Kunstwerke einer Bearbeitung. Die Heizung und die gesamte Elektrik mussten erneuert werden. Die Finanzierung erfolgte hauptsächlich aus Mitteln des Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds, während die Stiftskirchengemeinde in die Beleuchtung und in die akustische Anlage investierte.

Ein 3D-Scanner erfasste zunächst das Gebäude und generierte daraus Pläne und ein virtuelles 3D-Modell, das eine Art „Röntgenblick“ durch das Gebäude ermöglichte. Einen Schwerpunkt bildeten die Untersuchungen zum Zustand und zur Farbigkeit der Wände und Gewölbe. Anschließend wurden Musterflächen für das künftige Erscheinungsbild angelegt. Eine aufwendige statische Sicherung des Vierungsgewölbes, um die das Projekt erweitert werden musste, führte zu einer Verlängerung der Bauzeit. Ab Weihnachten 2021 konnte die Stiftskirche wieder genutzt werden.


Parkpflege auf dem Klostergut Burgsittensen

Zeitraum: 2021
Kosten: rund 70.000 Euro
Umfang: Maßnahme zur Parkpflege
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernentin Christina Lippert, Abteilung Bau- und Kunstpflege

Das Gut Burgsittensen, 1880 vom Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds erworben, erhielt im Spätbarock seine heutige Form mit Graft und Lindenallee als Hauptachse. Im 19. Jahrhunderts mustergültig mit Herrenhaus, Landschafts- und Obstgarten ausgebaut, ist es ein Denkmal der Garten-, Bau- und Wirtschaftsgeschichte, das weiterhin landwirtschaftlich genutzt wird. Die Parkpflegemaßnahme im Jahr 2021 stellte entlang der Graften das Gefüge des Gartendenkmals wieder her. Neben den wertvollen Gehölzstrukturen sind nun wichtige landschaftsplanerische Elemente wie etwa Spiegelungen von Landschaft und Gebäuden in den Wasserflächen der Graft wieder erlebbar.


Blick auf ein historisches Sprossenfenster mit hölzerner Umrahmung in einer Bachsteinwand.

Fensterreparatur im Kloster Walsrode

Zeitraum: 2021
Kosten: rund 40.000 Euro
Umfang: Reparatur der kirchseitigen Fenster des Langen Hauses
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernentin Christina Lippert, Bauleitung Christian Grießner, Abteilung Bau- und Kunstpflege

Nicht grundlos gilt die Reparatur als Schlüssel zum Erhalt historischer Bausubstanz. Für das Kloster Walsrode wird seit geraumer Zeit hinsichtlich des gesamten Fensterbestandes das Konzept verfolgt, die Substanz an Gefüge und Verglasung größtmöglich zu belassen und zu reparieren. Dort, wo wärmetechnische Verbesserungen angezeigt sind, wird im Innenbereich ein zweites Fenster angeordnet und so ein Kastenfenster ausgebildet.

Im jüngsten Abschnitt haben Tischler die kirchseitigen Fenster des Langen Hauses – die teils aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen – repariert. Die Bänder und Beschläge wurden überarbeitet und die Rahmen schließlich beidseitig mit einem Neuanstrich versehen.


Sanierung der Südscheune des Stiftes Fischbeck

Zeitraum: 2019/2020
Kosten: rund 467.000 Euro
Umfang: Grundinstandsetzung des Gebäudes sowie Arbeiten zur Umnutzung als Veranstaltungsstätte
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernent Dr. Tim Wameling, Bauleiter Reiner Dittmann, Abteilung Bau- und Kunstpflege

Ausgangspunkt war die baufällige barocke Südscheune auf dem Gelände des Stiftes Fischbeck, deren Fassaden teilweise nur noch vom Efeu gehalten wurden und deren Dach einsturzgefährdet war. Durchgeführt wurde eine Grundinstandsetzung, weil das Gebäude für einen Rückbau zu wertvoll erschien. Künftig wird es als Unterstand, Depot sowie gelegentliche Veranstaltungsstätte dienen. Die Südscheune hat zwei Tore, ein originales von 1730 und eines von der alten, nicht mehr existierenden Zehntscheune, aus dem Jahr 1756. Fazit: Mit Enthusiasmus und Liebe zum Detail, einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Bauleitung, Tragwerksplaner, ausführenden Unternehmen und Bauherrin, kann selbst einem so maroden Bauwerk zu neuem Glanz verholfen werden.


Kloster Barsinghausen: Instandsetzung des ehemaligen Waschhauses

Zeitraum: 2019
Kosten: rund 296.000 Euro
Umfang: Sanierung mit Tragwerksplanung, Einrichtung und Außenbereich
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernent und Planung Dr. Tim Wameling, Bauleiter Reiner Dittmann, Abteilung Bau- und Kunstpflege

Das im Grundriss nur rund zehn mal zehn Meter große ehemalige Wasch- beziehungsweise Hausmeisterhaus des Klosters Barsinghausen wurde gemeinsam mit der Anlage des Klostergartens ab 1734 als Waschhaus errichtet. 1974/75 wurde es für Wohnzwecke umgebaut. In den vergangenen Jahren stand es leer.

Ab 2020 wird es von der landeskirchlichen Einrichtung Inspiratio als Seminar- und Bürohaus genutzt. Dafür war das Objekt infolge der kleinteiligen Strukturen eigentlich ungeeignet. Durch Rücknahme der Dachgeschossausbauten aus den 1970er-Jahren konnten Raum und Licht zurückgewonnen werden, ohne das Denkmal in seinem optischen Gesamteindruck zu sehr zu verändern. Aufgrund des teilweise mangelhaften Zustandes wurde umfangreich saniert. Viele Elemente der vorgefundenen Substanz konnten gut erhalten und wiederverwendet werden.


Zweiter Bauabschnitt: Instandsetzung des Pächterwohnhauses auf dem Klostergut Wöltingerode

Zeitraum: 2018/2019
Kosten: rund 332.000 Euro
Umfang: Sanierung des Mauerwerkes, Erneuerung des Putzes und Neuanstrich nach restauratorischen Befunden
Zuständige der Klosterkammer: Baudezernentin Christina Lippert, Bauleiter Tobias Lecher als Bauherrenvertreter, Abteilung Bau- und Kunstpflege

Kloster Wöltingerode wurde im 12. Jahrhundert als Benediktinerkloster gegründet. 1676 vernichtete ein Feuer die Konventgebäude und beschädigte die Kirche. Der Wiederaufbau erfolgte umgehend und so erhielten die Klausurgebäude ihr bis heute erhaltenes barockes Erscheinungsbild. Bei dem in jüngerer Vergangenheit als Pächterwohnhaus genutztem Gebäude handelt es sich um das ehemalige Propsteigebäude aus dem Jahr 1698.

Die Fassaden waren erheblich durch Feuchtigkeit geschädigt. Durch Setzungen hatten sich zusätzlich Risse gebildet. Die Mauerkrone war horizontal auf Grund von vormals vorhandenen Schäden in der Dachkonstruktion verschoben.

Folgende Arbeiten wurden unter anderen ausgeführt: Abnahme des Altputzes und Ausbau der Fenstergitter, Sanierung des Mauerwerks, des Sockels und der Fundamente, Erneuerung des Putzes als Kalkputz, Sanierung der Sandsteingewände an Fenstern, Türen sowie an den Eingangstreppen sowie ein Neuanstrich der Fassade mit Kalkfarbe.

Eine im Vorfeld durchgeführte restauratorische Untersuchung hatte zum Ergebnis, dass die graubeige gefassten Fassaden ursprünglich in einem Rotton gestrichen waren. Heute zeigt sich die Probstei wieder ihrer historischen Bedeutung angemessen in einem kräftigen Rot.

Dipl.-Ing. Tanja Gockel von der IGP Gockel PartGmbH war die Projektarchitektin für das Bauvorhaben in allen Leistungsphasen.

 

Hier finden Sie mehr Projekte aus dem Bereich Erhalt & Pflege.