01.10.2025
Kunsterlebnis für alle
Angebote für Kinder, zum Tasten und Hören: Landesmuseum Hannover eröffnete neu gestaltete Kunstwelten

Museumsdirektorin Prof. Dr. Katja Lembke (l.) und Dr. Stephan Lüttich, Klosterkammer-Abteilungsleiter Förderungen, im Ausstellungsraum der Goldenen Tafel. Foto: Lina Hatscher, Klosterkammer
400 Exponate auf 2.500 Quadratmetern ermöglichen einen Überblick über Kunst von den Alten Meistern bis zur Moderne. Nach zwölf Jahren Umbauzeit erstrahlt nun auch die Landesgalerie in zeitgemäßem Gewand – mit Unterstützung der Klosterkammer.
Die kräftigen Wandfarben und die brillante Beleuchtung lassen Gemälde und Skulpturen in den neu gestalteten Kunstwelten im zweiten Obergeschoss des Landesmuseum Hannover strahlen und ziehen Besucherinnen und Besucher auf den ersten Blick in ihren Bann. Zu sehen sind insgesamt 400 Kunstwerke, von Skulpturen und Plastiken über Gemälde bis hin zur Goldenen Tafel – einem aus vielen Einzelteilen bestehenden Flügelaltar, der einen eigenen Raum innerhalb der Ausstellung füllt. Die Exponate sind so vielfältig wie die europäische Kunstgeschichte aus 800 Jahren, die dort zu durchstreifen ist. Das Landesmuseum hat am 25. September 2025 die Eröffnung der neu gestalteten Dauerausstellung als Abschluss des Weltenkonzeptes gefeiert.
Die Sammlung der Neuen Meister mit Werken von Caspar David Friedrich und Claude Monet bis Paula Modersohn-Becker zählt zu den größten weltweit. Aus der Zeit des deutschen Impressionismus sind Gemälde von Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt zu sehen. Ein Fokus liegt auf dem Künstler Lovis Corinth. Anlässlich des 100. Todestags im Jahr 2025 zeigt das Haus seinen gesamten Gemäldebestand.
Im Zuge der Neugestaltung der Kunstwelten, die insgesamt 1,6 Millionen Euro gekostet hat, sind auch die historischen Glasdächer saniert und lichtundurchlässig gestaltet worden. Statt des Tageslichtes, welches die Exponate schädigen würde, erzeugen Lichtdecken in den Oberlichtsälen die Illusion von Tageslicht und ermöglichen ein aus konservatorischer Sicht optimales Raumklima.
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Regt die Fantasie an: der Raum mit Mitmach-Angeboten für Kinder und Jugendliche. Foto: Nds. Landesmuseum Hannover
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Dr. Stephan Lüttich (r.) testet die interaktive Medienstation, an der man an einem Touch-Bildschirm ausprobieren kann, wie sich Bereiche des Altars reinigen und vergolden lassen. Foto: Lina Hatscher, Klosterkammer
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Alle erhaltenen Elemente der Goldenen Tafel sind in einem eigenen Ausstellungsraum zu erkunden. Foto: Nds. Landesmuseum Hannover
Klosterkammer: 700.000 Euro Förderung in 20 Jahren
Das Landesmuseum öffnet sich durch seine Umgestaltung für mehr Besuchergruppen, wie die Direktorin Prof. Dr. Katja Lembke während eines Rundgangs zur Vorstellung der neuen Räume betonte. So übt ein Raum mit Hörstationen, einer interaktiven Medienstation und weiteren Möglichkeiten, wo sich Kinder und Jugendliche ausprobieren können, auch auf Erwachsene seinen ganz eigenen Reiz aus. Das didaktische Konzept, zu dem auch ein kostenloses Mitmachheft gehört, hat die Kulturvermittlerin Marie Florentine Holte entworfen. Das neue Maskottchen, Wusch die Weltschnecke, nimmt junge Gäste mit auf eine Reise mit der Zeitmaschine durch die Ausstellung. Beispielsweise im Sammlungsraum lädt ein Tisch mit Tastmodellen zum Erkunden mit den Händen ein – etwa das Selbstbildnis von Paula Modersohn-Becker und Erläuterungen in Brailleschrift. Ein Mediaguide, der mit dem eigenen Mobilgerät nutzbar ist, bietet Beschreibungen zum Hören und in Gebärdensprache sowie einen Rundgang für Kinder und Familien.
Diese Vermittlungsangebote hat die Klosterkammer gefördert – als einen Baustein innerhalb der langjährigen Förderpartnerschaft. Zum 200-jährigen Jubiläum der Landesbehörde und Stiftungsverwaltung 2018 war dort die Ausstellung „Schatzhüterin“ zu erleben – ebenfalls mit vielen begleitenden Angeboten für junge Gäste. In den vergangenen 20 Jahren hat das Landesmuseum insgesamt rund 700.000 Euro Förderung der Klosterkammer für unterschiedliche Projekte erhalten.
Dr. Stephan Lüttich, Abteilungsleiter Förderungen Klosterkammer Hannover, erläuterte: „Die neuen Kunstwelten sind für uns auch deshalb besonders interessant, weil dort die Goldene Tafel zu sehen ist. Der prächtige Flügelaltar ist eng mit uns verbunden, er stand ursprünglich in der Lüneburger Michaeliskirche, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu dem von der Klosterkammer verwalteten Stiftungsvermögen gehört.“ Dieses besondere Exponat spielt auch in der Vermittlungsarbeit eine wichtige Rolle. So können sich Interessierte an einem Touch-Bildschirm ausprobieren, wie sich Bereiche des Altars reinigen und vergolden lassen – mit einem verblüffenden Vorher-Nachher-Effekt.
Unterstützt wurde die Neugestaltung der Kunstwelten auch von dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der RHH-Stiftung, der Stiftung Niedersachsen, der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Hannover sowie der VGH Stiftung. Prof. Dr. Katja Lembke sagte: „Wir können unseren Besucherinnen und Besuchern wieder die gesamte Bandbreite europäischer Kunstgeschichte präsentieren. Besonders freue ich mich darüber, dass wir mit diesem Projekt ein zeitgemäßes Museumserlebnis geschaffen haben, das Jung und Alt, Kunstbegeisterte ebenso wie neue Besuchergruppen anspricht. Wir machen Kunst in all ihrer Vielfalt erfahrbar. Mein Dank gilt allen Förderern, ohne deren Unterstützung dieses große Ziel nicht zu erreichen gewesen wäre.“ (lah)