11.10.2019

Neubewertung der Architektur Conrad Wilhelm Hases – jetzt zum Nachlesen

Leibniz Universität, Ev.-luth. Landeskirche und Historisches Museum Hannover veröffentlichen Tagungsband

Zur Buchvorstellung dabei waren (v. l.): Prof. Dr. Markus Jager, Leibniz Universität Hannover; Prof. Dr. Thorsten Albrecht, Ev.-luth. Landeskirche Hannovers; Dr. des. Jörg Richter von der Klosterkammer als einer von 12 Autoren und Dr. Jan Willem Huntebrinker vom Historischen Museum Hannover. Foto: Lina Hatscher, Klosterkammer

Auf eine wissenschaftliche Tagung zum Schaffen des Begründers der „Hannoverschen Architekturschule“ im vergangenen Jahr folgt nun der Sammelband mit Ergebnissen und weiterführender Forschung. Tagung und Publikation förderte die Klosterkammer mit 6.000 Euro.

Zum 200. Mal jährte sich 2018 der Geburtstag des Baumeisters und Hochschullehrers Conrad Wilhelm Hase (1818-1902) – dies war Anlass für eine wissenschaftliche Tagung zu der nun der Sammelband erschienen ist. Als Architekt, Hochschullehrer, Konsistorialbaumeister und Denkmalpfleger prägte Hase die niedersächsische und insbesondere die hannoversche Architektur. Er zählt zu den einflussreichsten deutschen Architekten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mehrere hundert Bauwerke gehen auf seine Entwürfe zurück.

Mit dem Museum für Kunst und Wissenschaft, dem heutigen Künstlerhaus, und der Christuskirche errichtete er in Hannover zwei bedeutende Programmbauten des Historismus. Als Konsistorialbaumeister der Landeskirche prägte Hase die niedersächsische Kirchenarchitektur, ein Beispiel seines Schaffens ist die Christuskirche in der hannoverschen Nordstadt. Dort fand die Buchvorstellung statt, nachdem die Tagung im Künstlerhaus abgehalten worden war.  

Conrad Wilhelm Hase war 1857-1863 Leiter der Instandsetzung der St. Godehard Kirche in Hildesheim, die von der Klosterkammer baulich erhalten wird. Hier zu sehen ist ein Detail des Radleuchters, der zu der von ihm konzipierten Innenausstattung gehört. Foto: Dr. des. Jörg Richter, Klosterkammer

Der Tagungsband ist in drei Bereiche gegliedert: Er beschreibt Conrad Wilhelm Hase als Menschen und Lehrer, es geht um die Facetten seines Oeuvres zwischen „Reinbau“ und Stilkunst sowie um Hase als Denkmalpfleger. Zu den Autorinnen und Autoren der 12 Beiträge gehört – neben den drei Herausgebern und internationalen Hase-Experten – auch Kunsthistoriker Dr. des. Jörg Richter von der Klosterkammer Hannover.

Prof. Dr. Markus Jager von der Leibniz Universität Hannover betonte bei der Vorstellung des Tagungsbandes, dass dieser Ausgangspunkt für weitere Forschung werden könne. Die Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen hätten teilweise unbekanntes Material zusammengetragen – beispielsweise Zeichnungen und Beobachtungen zu von ihm entworfenen Ausstattungsgegenständen von Sakralbauten. „Es ist noch lange nicht selbstverständlich, dass Hase-Bauten geschätzt werden“, sagte Prof. Dr. Markus Jager.

Prof. Dr. Thorsten Albrecht wies als Kunstreferent der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers darauf hin, dass auch im ländlichen Bereich viele Hase-Kirchen gut erhalten seien – nicht überall waren sich die Gemeinden bewusst, dass Conrad Wilhelm Hase auch ihre Kirche entworfen hatte. „Als Reaktion auf Erkenntnisse aus der Tagung entdecken nun viele Kirchengemeinden ihre Kirchen neu – das ist ein positiver Effekt.“

„Dem Historischen Museum als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit liegt es sehr am Herzen, weitere Forschung anzuregen“, sagte Dr. Jan Willem Huntebrinker, der im Historischen Museum für Bildung und Kommunikation zuständig ist. Das Historische Museum verwaltet einen Teil des Hase-Nachlasses.

Das Buch ist im Michael Imhof Verlag unter dem Titel „Conrad Wilhelm Hase (1818-1902) Architekt, Hochschullehrer, Konsistorialbaumeister, Denkmalpfleger“ mit der ISBN 978-3-7319-0904-0 erschienen. Auf 216 Seiten finden sich rund 150 meist farbige Abbildungen. Das Buch kostet 39,95 Euro und ist über den Verlag wie im Buchhandel erhältlich. (lah)