09.09.2019

Von großen und kleinen Baumeistern

Lego-Aktion und Führungen waren Höhepunkte beim Tag der offenen Tür

Rita Hoheisel (Mitte) erläuterte in einer Führung durch den Dienstsitz der Klosterkammer, wie das Gebäude entstanden ist. Foto: Harald Koch

Zum ersten Mal konnten sich Interessierte am 8. September 2019 über die Geschichte der Klosterkammer und ihre Aufgaben informieren sowie den Dienstsitz erkunden. Viele Kinder begeisterten sich für den Nachbau der Klosterkammer mit Legosteinen.

Ein goldener Schriftzug über dem Eingang, eine eigene Restaurierungswerkstatt und großformatige Gemälde – Leihgaben aus dem Haus Hannover: der Dienstsitz der Klosterkammer in der hannoverschen Oststadt ist ein außergewöhnliches Verwaltungsgebäude. Zum diesjährigen bundesweiten Tag des offenen Denkmals unter der Überschrift „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ erkundeten zahlreiche Gäste am 8. September 2019 zwischen 10 und 16 Uhr das Gebäude. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Liegenschaftsverwaltung, der Bau- und Kunstpflege, der Förderungen und der Klosterforsten berichten über ihre Arbeit. Wir freuen uns über das große Interesse der Gäste und planen, auch in Zukunft einmal im Jahr die Türen zu öffnen“, sagte Klosterkammer-Präsident Hans-Christian Biallas.

Klosterkammer-Präsident Hans-Christian Biallas erklärte im Sitzungssaal den Aufbau der Klosterkammer.

Klosterkammer-Präsident Hans-Christian Biallas (rechts) erklärte im Sitzungssaal den Aufbau der Klosterkammer. Foto: Harald Koch

Besonders nachgefragt waren Führungen durch die hauseigene Restaurierungswerkstatt, wo Kunstgegenstände aus Klöstern und Stiften untersucht, gereinigt und konserviert werden. Dass dabei das Vermeiden von Schäden im Vordergrund steht, und die genaue Untersuchung der Kunstgegenstände viel Zeit einnimmt, erstaunte einige Besucherinnen und Besucher. Restauratorin Kirsten Schröder erklärte, wie sie im Labor die Inhaltsstoffe von Farben analysiert.

Architektinnen und Architekten der Bauabteilungen führten bis zu 30 Gäste gleichzeitig durch das Gebäude aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. „Der Präsident bewohnte früher einmal das gesamte Obergeschoss auf der Seite der Uhlemeyerstraße“, schilderte Rita Hoheisel, Leiterin der Abteilung für Bau- und Kunstpflege. Auf Plänen von 1897 sind Schlafräume, ein Herrenzimmer und der Speisesaal – heute der Sitzungssaal – eingezeichnet. Restaurator Johannes Mädebach erläuterte, dass die Gemälde als Eigentum des Welfenhauses aus dem Schloss Blankenburg im Harz stammen und seit 1978 als Leihgaben in den Fluren des Dienstgebäudes hängen.

 

In der Restaurierungswerkstatt zeigte Restauratorin Kirsten Schröder das Labor.

In der Restaurierungswerkstatt zeigte Restauratorin Kirsten Schröder (rechts) das Labor. Foto: Harald Koch

Zu den Gemälden gehört auch eine überlebensgroße Darstellung von König Georg IV. von Großbritannien, Irland und Hannover im Sitzungssaal. Als Prinzregenten hatte er das Gründungspatent der Klosterkammer vor mehr als 200 Jahren besiegelt. Zum Tag der offenen Tür hatten die Zuhörer von Vorträgen zur Geschichte der Klosterkammer damit eine wichtige Person für die Entstehung der Landesbehörde und Stiftungsverwaltung in ihrer heutigen Form vor Augen.

Kinderprogramm und Kulinarisches auf dem Innenhof

Zwei junge Baumeister versuchen sich am Nachbau der Klosterkammer im Miniaturformat – unter Anleitung von Pascal Lenhard.

Zwei junge Baumeister versuchen sich am Nachbau der Klosterkammer im Miniaturformat – unter Anleitung von Pascal Lenhard. Foto: Harald Koch

Auf dem Innenhof kamen besonders junge Baumeisterinnen und Baumeister auf ihre Kosten: Sie hatten die einmalige Möglichkeit, die Klosterkammer aus Legosteinen mit einer Anleitung nachzubauen oder eine eigene Kreation zu entwerfen. Den Bauwettbewerb hat Pascal Lenhard, ein selbstständiger Lego®-Modellbauer aus Berlin, begleitet. Von ihm stammen die Baupläne für die Miniatur-Klosterkammer. Kreativität war auch am Wald-Mobil der Klosterforsten gefragt: Försterin Stefanie Grevelhörster zeigte, wie man aus Zapfen und Nüssen kleine Tiere basteln kann. Wald-Interessierte konnten in einer hölzernen Kiste erfühlen, was auf dem Waldboden zu finden ist – von Moos und Farn über Rinde und Fichtenzapfen.

Beim Riesenmemory- oder Quartett-Spiel der Abteilung Liegenschaften erfuhren Gäste, dass die Klosterkammer neben Klöstern und Stiften auch 15 landwirtschaftliche Betriebe – die Klostergüter verpachtet – und drei weitere selbst bewirtschaftet. Dazu gehört auch das Klostergut Wöltingerode bei Goslar, am Rand des Harzes gelegen. Heute ist in den Gebäuden des ehemaligen Klosters ein Hotel eingerichtet. Auf den Feldern des Gutes wird unter anderem der Weizen angebaut, der für die Herstellung von Spirituosen in der hauseigenen Brennerei verwendet wird. Zum Betrieb gehört auch die Altenauer Brauerei im Harz. Getränkespezialitäten aus Altenau waren auch auf dem Hof der Klosterkammer im Angebot. Zum Bier oder der Kräuter-Limonade passte die Wild-Wurst vom Grill – mit Fleisch aus den Klosterforsten. (lah)