18.02.2014

Sakrale Schätze in neuem Glanz

Textilien, Bücher und Reliquien aus sechs Jahrhunderten sind in der Lüneburger St. Johanniskirche ausgestellt

Ein Stück der Ausstellung „Alte Sakristei“. 
Foto: Klosterkammer/ Textilrestaurierungswerkstatt

Viele Jahrhunderte lagen sie im Verborgenen und sind in Vergessenheit geraten. Per Zufall gelangten historische kirchliche Textilien im Jahr 2007 wieder ans Licht, als die Lüneburger Johanniskirche saniert wurde. Die sakralen Schätze wurden auf Initiative des Kunstausschusses der Kirche und mit Unterstützung der im Kloster Lüne ansässigen Textilrestaurierungswerkstatt der Klosterkammer Hannover restauriert.

Ihren Platz haben sie nun in der Ursulakapelle gefunden. Unter dem Titel „Alte Sakristei“ sind dort auch weitere Gegenstände aus sechs Jahrhunderten ausgestellt, die während des Gottesdienstes verwendet wurden.

In gotischen Schränken der Kapelle hatten die nicht inventarisierten Textilien über viele Jahrzehnte unentdeckt gelegen. In Gesprächen von Kathrin Meinecke aus dem Kirchenvorstand und Restauratorin Wiebke Haase entstand die Idee, die Paramente in die Textilrestaurierungswerkstatt der Klosterkammer zu bringen. Aus konservatorischer Sicht galt es, die Textilien aus dem Spätmittelalter bis zur Neuzeit zu erhalten. Wiebke Haase und ihre Kollegin Tanja Weißgraf erstellten für jedes Objekt einen Zustandsbericht sowie eine Maßnahmenkatalog zur Restaurierung. Zunächst war noch offen, wie die Stücke in Zukunft verwahrt werden sollten. In den darauf folgenden Jahren begleiteten die Restauratorinnen die Vergabe und Umsetzung der konservatorischen und restauratorischen Bearbeitung, die von drei selbstständigen Kolleginnen ausgeführt wurde. Zu dem Textilschatz, dessen herausragende Objekte im 15. und 16. Jahrhundert entstanden sind, gesellten sich weitere kirchliche Ausstattungsstücke, die in einem geeigneten Raum in der Kirche gezeigt werden sollten. Möglich wurde die Ausstellung dank finanzieller Unterstützung der VGH-Stiftung Niedersachsen, der Kirchengengemeinde St. Johannis, der Landeskirche, der Klosterkammer Hannover, des Lüneburgischen Landschaftsverbandes, der Stadt Lüneburg sowie privater Spender.

Ein Raum voller Menschen, nahe der Ursulakapelle.

Besucher der Ausstellung textiler Kunst.
Foto: Klosterkammer/ Textilrestaurierungswerkstatt

Der Kunstausschuss der St. Johanniskirche befasste sich mit der Sammlung von Gegenständen, die grundlegende christliche Themen widerspiegeln. Es wurden Schwerpunkte herauskristallisiert, wie die Kunsthistorikerin Charlotte Klack-Eitzen – Mitglied des Ausschusses – beschreibt: „Die Reliquienverehrung, die für die Menschen im Mittelalter von großer Bedeutung war, das Abendmahl, dessen kostbare Ausstattung die Ehrfurcht der heiligen Handlung gegenüber erkennen lässt, die Schrift, die die Grundlage des christlichen Glaubens bildet, und der Altar als Zentrum jedes Kirchenraumes.“ Hinzu kommen die Ratsherrenkissen, die anlässlich des Patronatsjubiläums 1606 vom Rat der Stadt für das Gestühl in der Kirche angeschafft worden waren.

Den Restauratorinnen war es wichtig, dass die ausgewählten Ausstellungsexponate und die übrigen Textilobjekte gemeinsam untergebracht werden. Deshalb wurde das Textildepot in Form von unsichtbaren Schüben und Fächern in den Ausstellungsraum integriert. In den Tischvitrinen und im Altarsockel wird nun der Textilbestand fachgerecht verwahrt.

Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten der Kirche kostenlos besichtigt werden: Bis Ende Februar 2014 ist montags bis mittwochs geschlossen, donnerstags von 11 bis 18 Uhr, freitags von 11 bis 20 Uhr, samstags von 11 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Ab März 2014 ist montags bis mittwochs von 10 bis 17 Uhr und an allen anderen Tagen – außer sonntags – ab 10 Uhr geöffnet. (lah)