03.12.2019

Klosterkammer saniert Stiftskirche Wunstorf

Stadt und Gemeinde feiern gemeinsames 1150-jähriges Bestehen / Gotteshaus bleibt bis 2021 geschlossen

Klaus-Peter Netz, Vorsitzender des Bauausschusses, Pastor Thomas Gleitz, Architekt Oliver Gruba, Pastor Volker Milkowski, und Kirchenvorstandsvorsitzender Ludwig Büsing sehen sich in der Stiftskirche um (v. l.). Foto: Kristina Weidelhofer, Klosterkammer

Aus Anlass des 1150. Jubiläums im Jahr 2021 ist für das kommende Jahr 2020 die Renovierung der Stiftskirche Wunstorf vorgesehen. Die Arbeiten beginnen voraussichtlich im Februar 2020 mit der Baustelleneinrichtung.

Die Klosterkammer Hannover als Eigentümerin der Stiftskirche wird einen hohen sechsstelligen Betrag ausgeben, um die Kirche zum Jubiläumsjahr 2021 in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Für die Dauer der Renovierungsarbeiten wird die Stiftskirche für mindestens ein Jahr geschlossen bleiben. Sie steht dann weder der Kirchengemeinde noch der Öffentlichkeit – auch nicht für Kirchen- und Stadtführungen – zur Verfügung. Das bedeutet für die Kirchengemeinde einige Einschränkungen, auch wenn sie für große Teile des Gemeindelebens in die Stadtkirche ausweichen kann.

Nach ihrer letzten Innensanierung in den Jahren 1967/68, steht ab Februar 2020 unter anderem die Erneuerung der kompletten Elektrik, die Restaurierung und Sanierung des Kircheninnenraums sowie der Ausstattung – vom Altar bis zu den Kirchenbänken – auf der Liste der Klosterkammer-Bauabteilung. „Die letzte große Umgestaltung und Restaurierung der Stiftskirche fand in den Jahren 1853 bis 1859 statt. Damals wurde unter anderem das südliche Seitenschiff und die Sakristei im romanischen Stil wiederaufgebaut“, sagt Architekt Oliver Gruba, Mitarbeiter der Klosterkammer-Abteilung für Bau- und Kunstpflege.

Architekt Oliver Gruba (2. v. l.) zeigt Klaus-Peter Netz, Vorsitzender des Bauausschusses, Pastor Volker Milkowski, Pastor Thomas Gleitz und dem Kirchenvorstandsvorsitzenden Ludwig Büsing einen Querschnitt durch den Turm der Stiftskirche (v. l.). Foto: Kristina Weidelhofer, Klosterkammer

Die Arbeiten waren von dem Gedanken getragen, sich dem romanischen Bau unterzuordnen und – soweit möglich – seine ursprüngliche Wirkung wiederzugeben. Die Ausstattung und Farbgebung ist fast vollständig aus dem 19. Jahrhundert erhalten geblieben. Bei der anstehenden Maßnahme ist geplant, die Gestaltungs-Idee des 19. Jahrhunderts weiterzutragen.

Vorarbeiten zur Sanierung fanden bereits im Jahr 2019 statt. Für die Bestandserfassung des Gebäudes kam im Frühjahr ein 3D-Mess-Verfahren zur Anwendung: Ein 3D-Scanner erfasst zunächst das Gebäude und generiert daraus ein virtuelles 3D-Modell, dies ermöglicht eine Art „Röntgenblick“ durch das Gebäude. Außerdem gab es verschiedene Voruntersuchungen zur Vorbereitung der Sanierungsarbeiten. Einen Schwerpunkt bildeten die restauratorischen Untersuchungen, wie beispielsweise das Anlegen von Musterflächen für die Reinigung der Steinoberflächen.

Das Jubiläumswochenende, das die Stadt und die Ev.-luth. Stiftskirchengemeinde Wunstorf gemeinsam feiern, findet vom 18. bis zum 20. Juni 2021 statt. Für die Organisation des Festes ist eine fachübergreifende Steuerungsgruppe eingerichtet worden, die sich regelmäßig trifft.

Ev.-luth. Stiftskirche Wunstorf

Bischof Dietrich von Minden gründete auf seinem Besitz Wunstorf ein 871 durch König Ludwig bestätigtes Kanonissenstift, dem im 11. Jahrhundert ein Chorherrenstift angegliedert wurde. Eine Brandkatastrophe, die 1010 das Stift zerstörte, führte zu einem Neubau der Kirche in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Stiftskirche zählt zu den bedeutendsten niedersächsischen Kirchenbauten der Spätromanik. Der Innenraum fällt durch seine klare und kräftige Gliederung auf. Die strenge Symmetrie aller Gebäudeteile verhilft dem Raum zu seiner besonderen Ausstrahlung. Diese wird ergänzt durch Kunstwerke aus allen acht Jahrhunderten der Baugeschichte. (ina)